Das Kultwagengrab von Strettweg – Tumulus I

Am Ende der Ausgrabung in Tumulus II ermöglichte ein zufällig auf dem Acker entdecktes Bronzefragment die Lokalisierung des Kultwagengrabes (Tumulus I). Das besagte Stück ist Teil einer schon im 19. Jahrhundert geborgenen sog. Breitrandschüssel. Bei den archäologischen Untersuchungen im Herbst 2012 (Auftraggeber: Museumsverein Judenburg e. V. – Arbeitskreis Falkenberg) traten bereits knapp unter der Ackerkrume die ersten Steine der durch die Grabungen des 19. Jahrhunderts gestörten Struktur zutage. Denn auch dieser monumentale Grabhügel von etwa 35 m Durchmesser enthielt eine steinerne Grabkammereinfassung mit der beachtlichen Größe von 11 x 11 m und einen Zugangskorridor (Dromos). Im Gegensatz zu Tumulus II war dieses Grabmal nicht nur von einem umlaufenden Graben, sondern zusätzlich von einer Mauer umgeben, die es in eine Reihe mit etruskischen Vorbildern stellt.

Aufgrund der Funde von 1851 und 1852 galt das Kultwagengrab lange Zeit als Musterbeispiel der Grablege eines „Fürsten“ der Hallstattzeit. Die Nachuntersuchungen legen nahe, dass diese Forschungsmeinung zu diskutieren sein wird, da die für einen Fürsten und Krieger charakteristischen Ausstattungsstücke, wie Schwert, Helm etc., fehlten. Dominant hingegen waren die Beigaben einer Frau, die beispielsweise ein Collier mit über 2.500 Bernsteinperlen und zahlreichen Glasperlen ihr Eigen nannte. Zahlreiche weitere Schmuckstücke, wie Goldperlen, Fibeln, Zierbleche, Anhänger und Armreifen, sind ebenfalls besagter Frau zuzurechnen. Diese überaus reichen Beigaben zeichnen sie als herausragende Person aus, die, wie vergleichbare Fundkomplexe aus dem etruskischen und dem westbalkanischen Bereich zeigen, möglicherweise die Funktion einer „Priesterin“ inne hatte. Dies würde auch die Beigabe des Kultwagens erklären.

Fast alle im Zuge dieser Grabung getätigten Funde (über 7.000) sind kleine bis kleinste Fragmente, die bei den Tätigkeiten des 19. Jahrhunderts übersehen oder nicht beachtet wurden und sich daher nicht mehr in ihrer ursprünglichen Deponierungslage befanden. Auch in diesem Grab waren mehrere Personen (eine Frau, ein Mädchen und zwei Männer) beigesetzt worden. Bestandteile von Zaumzeug für vier Reit- und zwei Zugpferde, Teile eines Wagens, prachtvolle Bronze- und Keramikgefäße, Bratspieße, weitere Teile des Kultwagens und die Waffen der Männer vervollständigten das Ensemble.