Eine frühe mittelalterliche Burgstelle und eine romanische Jakobskirche in Mitterberg bei St. Marein/Neumarkt

Im Jahr 2001 wurde an der romanischen Kirchenruine St. Jakob am Mitterberg mit Bauuntersuchungen (Dipl.-Ing. Jürgen Moravi, Mag. Robert Kuttig, Mag. Christiane Wolfgang) und ersten  konservierenden Tätigkeiten (auf Initiative der Österreichischen Baukulturstiftung und des Vereins zur Erhaltung und Erforschung der Österreichischen Baukultur, Dipl. Ing. Johann Kolb) begonnen. Seit langem existierte die Vermutung, dass sich an der Stelle dieser kleinen Kirche eine Burg befunden haben soll. Die Geländestrukturen rund um die Kirche erhöhten die Wahrscheinlichkeit dieser Annahme. Im Zusammenhang mit den intensiven Bauforschungen fanden in den Jahren 2008, 2009 und 2011 archäologische Untersuchungen des topographisch auffälligen Kirchhügels und des Kircheninnenraumes statt.

Die 1460 erstmals genannte Kirche St. Jakob besteht aus einem längsrechteckigen Saalraum, einem nach Osten orientierten Chorquadrat und einer nördlich an diesen Bauteil angesetzten Sakristei. Die älteste erhaltene Bausubstanz der im Kern spätromanischen Kirche stammt aus dem mittleren 13. Jahrhundert. Einige Umbauten und Reparaturen wurden in der Früh- und Spätgotik sowie im Barock vorgenommen.

Im Übergang zwischen Langhaus und Chor, im sog. Triumphbogen, sind gotische Freskenreste mit der seltenen Darstellung einer Jakobsleiter erhalten. Weitere Malereireste finden sich an der Westwand des Chores. Im noch der romanischen Bausubstanz angehörenden Trichterfenster des Chorscheitels haben sich Teile der originalen Strahlenkranzbemalung erhalten.

Die Kirche liegt auf einem markanten, im Grundriss annähernd rundlich-ovalen Hügel, dessen Kuppe ein künstliches Plateau aufweist. Nach Norden hin fällt das Gelände steil ab, im Osten befindet sich auf einer ausgeprägten, künstlichen Terrasse die sog. „Vorburg“. Westlich des „Kirchhügels“ reichen die ersten Gebäude des mittlerweile großteils verfallenen Gehöftes „Messner“ bis an den Hügelfuß heran. In diesem Bereich lässt sich in erster Linie durch unterschiedlichen Bewuchs ein am Hügelfuß entlang ziehender, heute fast vollständig verfüllter Graben ausmachen, dem nach außen bzw. nach Westen hin ein kaum noch als solcher erkennbarer, weitgehend verschliffener bzw. abgetragener Wall vorgelagert war.

Durch die archäologischen Untersuchungen der Jahre 2008 und 2009 konnte festgestellt werden, dass die Kirche St. Jakob auf einer vollständig abgekommenen Burganlage des 10. und 11. Jahrhunderts errichtet wurde. Das oberste Plateau war einst von einer Ringmauer umgeben. Die Steine dieser Mauer sowie weiterer Gebäude wurden bis auf die untersten Lagen des Fundamentes vollständig abgetragen und dienten als Baumaterial zur Errichtung der Jakobskirche. Im Inneren der Burg konnten Reste von Holzgebäuden nachgewiesen werden. In der sog. „Vorburg“ wurden ebenfalls Reste der einstigen Bebauung ergraben.

In einem im Zwickel zwischen Sakristei und nördlicher Langhauswand der Kirche angelegten Schnitt zeigte sich eine Brandschicht, die mit der überlieferten Brandzerstörung von Teilen der Kirche um 1500 in Verbindung zu bringen ist. Diese Brandschicht konnte im spätromanischen Chor ebenfalls festgestellt werden.

Rund einen halben Meter westlich des Altarsockels lag die vom Altar gekippte und an einer Seite gebrochene, rechteckige Altartischplatte mit einer Reliquienvertiefung in der Mitte.

Im Jahr 2011 wurde der gesamte Innenraum der Kirche von den rezenten Schuttschichten gereinigt und der darunter teilweise noch gut erhaltene gotische Estrich freigelegt und dokumentiert. Auch unter dem Fußboden der Kirche konnten weitere Reste der Holzbebauung der Vorgängerburganlage nachgewiesen werden.