Die Siedlung auf dem Schlossberg bei St. Lorenzen/Knittelfeld

Auf dem kleinen, markanten Bergsporn des Schlossberges südöstlich von St. Lorenzen konnte eine für die Obersteiermark bislang einzigartige vorgeschichtliche Siedlungsabfolge von der Frühbronzezeit („Litzenkeramik“, 17.−16. Jahrhundert v. Chr.), über die späte Bronzezeit bzw. Urnenfelderzeit (11.−9. Jahrhundert v. Chr.), die ältere Eisen- bzw. Hallstattzeit (8.−6. Jahrhundert v. Chr.) bis hin zur früh- und spätkeltischen Latènezeit (spätes 5. und 2./1. Jahrhundert v. Chr.) festgestellt werden. Außerdem stand hier im 10. und 11. Jahrhundert n. Chr. eine der ältesten mittelalterlichen Burganlagen nicht nur der mittleren Steiermark, die jedoch nur kurze Zeit Bestand hatte und spätestens im 12. Jahrhundert bereits wieder abgekommen war. Die im Frühjahr 2014 durchgeführte Ausgrabung wurde von der Gemeinde St. Lorenzen bei Knittelfeld finanziert.

Im bewaldeten Gelände sind auch heute noch die Spuren der einst hier lebenden Menschen erkennbar. Denn um auf den steil abfallenden Hängen des Schlossberges genug Platz für die Errichtung von Gebäuden zu schaffen, mussten ebene Flächen angelegt werden, die in Form von Terrassen und Podien erhalten blieben. Darauf standen Holzgebäude, die ähnlich wie noch heute bestehende alte Almhütten aussahen. Im Zuge der Ausgrabung konnten die Strukturen mehrerer derartiger Gebäude untersucht werden, deren Reste sich in Form von Balkengräbchen und Pfostengruben unter dem Waldhumus abzeichneten. Funde von charakteristischen Keramikscherben, die von den Koch- und Speisegeschirren der ehemaligen Bewohner als Abfallprodukt übrig blieben, erlaubten eine feinchronologische Beurteilung der erstaunlich dichten Besiedlungsabfolge.

Für die Errichtung der mittelalterlichen Burganlage wurden erneut umfangreiche Veränderungen am Gelände vorgenommen: Um die leicht einnehmbare Südseite des Schlossberges gegen feindliche Angriffe zu schützen, wurde ein mit Holzpalisaden bewehrter Wall und davor liegende Abschnittsgräben angelegt. An allen anderen Seiten war die aus Holz errichtete Burg durch die natürliche Steilheit der Hänge gut geschützt.